Diskussion
Durch die intensive
Beobachtung der Vegetation auf dem Steilwall kann gesagt werden, daß die
Pflanzen auf der Reifenanlage sich sehr gut entwickelt haben. Zu keiner Zeit
haben sie unter einer Wachstumsdepression gelitten. Auch die zum Teil
negative Steigung der Graphen in der Darstellung des Ergebnis ist nicht als
Wachstumsdepression zu missdeuten. Es handelt sich hier um relative Daten,
die absoluten Trieblängenzuwächse liegen auch in den Sommermonaten über
denen im Bodenbeet. Dies lässt sich aus dem hohen Niveau und aus den
absoluten Werten erkennen.
Interessant ist die Entwicklung der 3.
Etagen und der Kopfreihen, die sehr stark im Frühjahr austrieben und sich im
Sommer verhaltener entwickelten. Der starke Austrieb in diesen Bereich ist
mit der höheren Durchschnittstemperatur und der geringeren
Temperaturamplitude im Frühjahr in zwei Meter Höhe zu begründen, außerdem
kann es in dieser Zeit in Bodennähe immer wieder zu Frösten kommen,
insbesondere zu Nachtfrösten. Die verhaltene Entwicklung, speziell der
Kopfreihe im Sommer ist auf die stark windexponierte Lage zurückzuführen.
Die Pflanzen reagieren äußerst empfindlich auf Windbewegungen und sind dann
einem erhöhten Verdunstungsdruck ausgesetzt. Sehr deutlich war dies bei
Salix zu erkennen ( aber auch bei Liguster). Salix bildete in der Kopfreihe
zwar ungefähr die gleiche Anzahl an Trieben aus, diese waren aber deutlich
schwächer und besaßen durchschnittlich nur ein Drittel der Trieblänge,
verglichen mit den Expositionen. Zusätzlich waren die Blätter in diesem
Bereich deutlich kleiner angelegt. Die Pflanze bietet so dem Wind weniger
Angriffsfläche.
Der zusätzliche Wachstumsschub im feuchten
Spätsommer zeigt, dass die Pflanzen in der Reifenanlage die heißen
Sommermonate sehr gut überstanden, und so die großen Niederschlagsmengen im
August und September gut zu weiteren Triebzuwächsen ausnutzen konnten. Ein
weiterer Hinweis auf die sehr guten Wasser / Luft Verhältnisse im
Röhrenstapel, während des gesamten Versuchszeitraumes, wird durch die
Tatsache deutlich, dass es bis in den September hinein noch zum Austrieb von
Steckhölzern kam, die bis dahin noch keine Triebe entwickelt hatten. Dies
setzt voraus, dass sie auch in den trockenen Sommermonaten im Steilwall
hinreichend mit Wasser versorgt waren. Anhand der Austriebsraten lässt sich
deutlich erkennen, wie wichtig für einen erfolgreichen Austrieb, neben dem
Faktor Wasser, der in allen Expositionen sichergestellt war, auch der Faktor
Wärme ist. Der beste und schnellste Austreib konnte eindeutig in den
wärmeren Lagen registriert werden, Südexposition, 3. Etage und Kopf, der
schlechteste und späteste in der Nordexposition und in der 1. Etage.
Die einzelnen Etagen entwickelten sich in
den Pflanzenarten unterschiedlich. Es kann also davon ausgegangen werden,
dass die unterschiedliche Bodenfüllung des Walles auf Versuchsverlauf und
Endergebnis eine untergeordnete Rolle spielte.
Das Endergebnis ist bei beiden Pflanzenarten
sehr gut, bei Salix, mit der 6,7-fachen Wuchsleistung zum Bodenbeet,
hervorragend. Die Salixflächen können nach einjähriger Standzeit vom
Steckholz als voll begrünt angesehen werden. Aber auch das Ergebnis von
Liguster, mit der 1,8-fachen Wuchsleistung zum Bodenbeet ist ausgezeichnet.
Beide Pflanzen zeigen überraschenderweise größere Triebzuwächse, als im
Vergleichsbeet am Boden. Auch die Triebzuwächse am Boden sind gut. Die
Ergebnisse belegen, dass die Standortamplitude in Bezug auf Wärme und Wind
bei Salix purpurea 'Nana' größer ist, als bei Ligustrum vulgare 'Atrovirens'.
Auch zeigten die Weiden einen sehr hohen Grad an Buschigkeit und empfahlen
sich bestens für eine Verwendung am Steilwall. Auch der Liguster ist für die
Verwendung am Steilwall gut geeignet.
Als vegetationstechnische Bewertung muss der
Konstruktion des Reifenwalls das Prädikat "sehr gut zur Begrünung geeignet",
mit hervorragenden vegetationstechnischen Eigenschaften, gemacht werden. Es
ist gelungen den Faktor Wasser als Minimumfaktor auszuschalten. An seine
Stelle traten die Faktoren Licht und Wärme. So war es möglich, am Steilwall
eine Vegetationsentwicklung zu erhalten, wie sie bei einer natürlichen
Hangneigung und ausreichender Wasserversorgung üblich ist, mit den größten
Erträgen / Zuwächsen in der Südexposition, gefolgt von der Ost- und
Westexposition, mit der bescheidensten Vegetationsdecke im Norden und mit
einer deutlich durch den Faktor Wind geprägten Vegetation in der Kopfreihe
der Anlage.
Auch die Endergebnisse in den Kopfreihen
sind mit der 1,4-fachen Wuchsleistung sehr gut. Das schlechteste
Einzelergebnis wurde mit Liguster in der Kopfreihe erzielt. Aber auch diese
75-prozentige Wuchsleistung ist als gut einzustufen.
Hervorragend ist, dass von allen
ausgetriebenen Steckhölzern an der Reifenanlage, (insgesamt 164, inklusive
Kopfreihen) nur ein einziges wieder einging.
Die Ursachen für das hervorragende
Versuchsergebnis sind sicherlich vielschichtig; zu nennen wären, die
Konstruktion als Röhrenstapel, das ausreichend große Wurzelraumvolumen, der
stark schluffhaltige Füllboden, die geringe Fundamentierung, die
Pfanzenauswahl, die Wasserrückhaltung, eventuell die geringere
Temperaturamplitude und die hohe Durchschnittstemperatur im Wurzelbereich
sowie die Mulchung und die konsequente Verhinderung der Verdunstung durch
die Konstruktion. Insgesamt kann man sagen, ist die hohe Begrünungsrate eine
Folge der strengen Einhaltung vegetationstechnischer Erkenntnisse.
Der Versuch ergab außerdem, dass eine
Begrünung von Steilwällen mit Steckhölzern grundsätzlich möglich ist.
Vegetationstechnik
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